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HISTORY : Goethes Erben (Teil 3)



Teil III: Erinnerungen an die Zukunft


Nach der "Geburt" des Rebellen: Die einstigen Gefühle, die das Seelenleben von Goethes Erben lyrisch widerspiegelten, waren gewissermassen tiefgekühlt. Soloaktivitäten der Akteure trugen jenseits des ewigen Eises erste Früchte. Oswald Henke veröffentlichte das erste Erblast-Album, einen düsteren Soundtrack zur Jahrtausendwende. Mindy Kumbalek reanimierte ihr Soloprojekt Still Silent und veröffentlichte mit "Sick World" ein vielgelobtes Album und einen Hit namens "Shockwaved".


Im März 1996 stellen Goethes Erben ihr zukünftiges fünftes Studioalbum "Schach ist nicht das Leben" live vor. Schon die erste Inszenierung ist wesentlich eingängiger als "Blau/Rebell". Musikalisch verabschiedet man sich fast gänzlich von statischen Sequenzersounds. Stattdessen spielen ein Schlagzeug und ein Bassist auf der schwarzweissen Bühne. Ausserdem werden Goethes Erben von Harald Lindemann am Cello und Susanne Reinhardt an der Violine unterstützt. Auf jeder ersten Schach Tournee ist dann auch das limitierte Live Album erhältlich, das beim legendären "Planetarium-Konzert" am 19.09.95 mitgeschnitten worden war. Ähnlichen Status erlangt ein Benefiz-Konzert in Plauen, bei dem Goethes Erben erstmals mit dem Ballettensemble Ombra Ballare auftreten. Diese begleiten Goethes Erben auch bei der völlig neu inszenierten "Schach ist nicht das Leben"-Tour 1997.

Anders als in der Vergangenheit betonen Goethes Erben den lebendigen Aspekt eines Theaterstückes schon in der Arbeitsweise am neuen Material. Die Stücke wurden live erarbeitet, bevor die Gruppe im Studio verschwand, um mit FM Einhait (ex-Einstürzende Neubauten) als Produzenten ihr bis dato kompaktestes Album aufzunehmen. Lebendigkeit ist das Ziel gewesen. Man wollte die Authentizität des Livekonzertes dem Hörer in Studioqualität bieten. Oswald Henkes Texte entfernten sich von ihren einst so morbiden düsteren Welten und die Erzählfigur des Stückes "Schach ist nicht das Leben" verlor ihren Rollencharakter.

Obwohl nun das Gegenteil von "Eis-Schnee", der 1995 über die Bühne fegte, zelebriert wurde, knüpfte man thematisch an die letzte Geschichte an. Der Held sucht nun nach den Farben des Lebens in Liedern aus Angst und grenzenloser Euphorie, Kabarett und Ritual, selbstverfasster Esoterik und narzistischer Erotik. Das Album schlägt den bandinternen Verkaufsrekord des Livealbums "Leben im Niemandsland" und der "Rebell" hat den ersten Kontakt zur Macht. Thron und Krone begleiten fortan Goethes Erben...


Goethes Erben sind im Laufe der Zeit auch hinter der Bühne zu einem Kollektiv geworden. So prägt der unverwechselbare Stil der Grafikerin Ulrike Rank das optische Erscheinungsbild der Cover und Poster. Der Maler und Fotograf ESTA kümmert sich seit "Schach..." um Elemente der Bühnenausstattung. Volker Branscheid ist gewissermassen der "Haus- & Hofphotograph".

Frühjahr 1998: Ein neues Werk der Musiktheaterformation steht vor seiner Premiere. Die Vorbereitungen dazu liefen fast ein Jahr lang auf Hochtouren. "KONDITION:MACHT!" lautet der pragmatische Titel dieser Inszenierung, über die in letzter Zeit ausgiebig berichtet wurde.

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