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Goethes Erben Special - Teil 3

Heute kommen wir zum Abschluss der Erzählung über das bisherige Schaffen von Goethes Erben.

Zu dem Album "Nichts bleibt wie es war" erschien 2002 die Doppel-DVD "Was war bleibt", in der liebevoll die Stücke visuell in Videoclips wiedergegeben werden. Auch hier waren die Erben wieder Vorreiter und vielleicht ein wenig größenwahnsinnig; eine Visualisierung zu jedem einzelnen Song eines Albums hat es bis dahin nicht gegeben. Die DVD wurde deshalb "Was war bleibt" betitelt, weil sie ein Dokument dieser Gestaltung ist. Mit der eigenen Videoproduktionsfirma Blindhead Enterprises besaß man kein großes Budget und man hatte lediglich beschränkte Mittel zur Verfügung.

Umso erstaunlicher ist das Ergebnis, wie auf sehr schöne Art und Weise durch die visuelle Untermalung der Inhalt der einzelnen Stücke transportiert wird. Mit dieser DVD wurde versucht, die Eindrücke, die beim Hören der Musik entstehen, in passenden Bildern darzustellen. Der Zuschauer macht hier die sehr interessante Erfahrung, wie man mit dem Medium Bild umgehen kann.

Zum ersten Mal wurde die DVD auf dem Wave-Gotik-Treffen 2002 im Cinestar dem Publikum vorgeführt. Im September 2002 wurde eigens in einigen Städten jeweils ein Kinosaal angemietet, in dem den Fans die DVD kostenlos vorgeführt wurde. Die Resonanz war überraschenderweise sehr verhalten. Man musste sich damals Plätze in den Kinos reservieren lassen. Teilweise hatten sich Leute Plätze reservieren lassen, die dann unverständlicherweise nicht erschienen sind. Die Erben zogen daraus die Konsequenz und die folgenden DVD Veröffentlichungen wurden nicht mehr durch eine solche Veranstaltungsreihe begleitet.

Das Video zu "Fleischschuld" erhielt von der FSK keine Jugendfreigabe, selbst ein FSK 18 wurde nicht genehmigt, was den Vertrieb dieser DVD über Versand unmöglich gemacht hätte. Die FSK unterstellte dem Video zur visuellen Umsetzung von "Fleischschuld" tendenziell menschenverachtend zu sein. Aus diesem Grunde bleibt der Bildschirm bei diesem Stück schwarz. Der Clip wurde teilweise in einer Metzgerei gedreht und mit Bildern u.a. von einem Kind ergänzt. Erneut wird ersichtlich, wie Manipulation oder Zensur funktioniert. Die Bilder hätte man genauso gut zu einem Werbefilm für Fleisch verwenden können.

Auf der zweiten DVD kann man die Erben, bei einer ihrer Mexikoreisen bewundern und hier bemerkt man erneut, was sie für einen außergewöhnlichen Humor haben. Außerdem gibt es einen kurzen Rückblick auf die "Kondition: Macht!"-Aufführung und Festival-Specials sowie Portraits der Musiker/Techniker.

Wegen dem Zusammenbrechen der Verkaufszahlen stand die Zukunft der Erben vor "Nichts bleibt wie es war" lange auf der Kippe. Oswald betrachtet das Kopieren von CDs und MP3-Dateien sehr kritisch. Er sieht den Grund für den trübseligen Zustand der Musikindustrie stellenweise in dem illegalen Download von Musikstücken aus dem Internet. Den Gedanken, ausschließlich in Form von binären Codes in diversen Datenbanken als Künstler zu existieren, findet Oswald auch nicht allzu berauschend. Die CD "Nichts bleibt wie es war" wurde mit einem Kopierschutz veröffentlicht, der es verhinderte, dass die Erstauflage auf einem CD-ROM-Laufwerk gespielt werden konnte. Es bleibt die einzige CD-Veröffentlichung der Erben mit einem Kopierschutz, denn die Erben zweifeln den Nutzen eines solchen Kopierschutzes an. Wer unehrlich ist finde sowieso einen Weg, die Daten zu kopieren.

Hauptsächlich für den mexikanischen bzw. südamerikanischen Markt wurde 2002 eine Best-Of-CD veröffentlicht. "Iphigenies Tagebuch" konnte man seinerzeit nur mittels Vorbestellung auf den Konzerten erwerben.

Ein wesentliches Thema in Oswalds Lyrik ist die Zeit, aus allen möglichen Facetten gesehen. Die Zeit durchzieht die Texte der Erben, wie auch die Lyrik von Erblast, durchgehend. Die thematische Unterteilung bei "Nichts bleibt wie es war" kann man auch als zeitliche Differenzierung auffassen: Vergangenheit, Gegenwart, (mögliche zukünftige) Utopien. Immer wieder trifft man auf dieses faszinierende Thema ("Nur ein Narr betrügt die Zeit", "als das Wesen aus der Zeit vor der Vergangenheit begann die Zukunft aufzufressen", "allein das Jetzt ist existent, Vergangenheit vorbei, Zukunft nicht greifbar", "So war es und so ist es. Die stetige Furcht vor dem was vor und hinter diesem Minutenspiel existiert", "Im Schattenspiel offenbart das Wort in wenigen Augenblicken ein ganzes Leben"...).

Bereits 1995 sprach Oswald von seinen Plänen, seine Lyrik in Form eines Buches zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung konnte aber erst im Jahr 2003 auf dem WGT der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die auf 50 Exemplare limitierte und nummerierte Sonderausgabe des ersten Buches von Oswald "FSK 18 – Tendenziell menschenverachtend" war in wenigen Minuten ausverkauft.

Das Buch ist als Paperback auch im Buchhandel für 9,80 € erhältlich (ISBN 3-937364-00-5) oder unter www.barbara-rossa.de zu bestellen. Es enthält auf 156 Seiten die komplette Sammlung aller bis zum Veröffentlichungszeitpunkt vertonten Gedichte und Texte der Erben, mit Ausnahme des Werkes "Kondition: Macht!" sowie alle für VOX verfassten und eine Auswahl der für die Projekte Erblast und Artwork geschriebenen Texte. Das Vorwort zum Geleit wurde von Mike Schorler (InMove GmbH) geschrieben.

Zum WGT 2003 erschien auf dem inzwischen eigenen Label Genom die DVD "Leibhaftig", welche Mitschnitte des Auftrittes vom WGT 2002 in der AGRA-Halle enthält. Der Zuschauer wird hier zu diesem Abend zurückversetzt.

Der Kurzfilm "Debilitas" mit Oswald und H.R. Giger wurde im November 2003 auf einer limitierten DVD veröffentlicht. Auf dieser DVD befinden sich auch die Videoclips von "Fleischschuld" und "Frei von Narben" (Erblast). Beide Videos hätten keine FSK-Freigabe erhalten, daher wurde diese DVD ohne FSK einfach freiwillig nur an Volljährige Mitmenschen angeboten und verkauft. Die DVD konnte u.a. nur auf Konzerten gegen Vorlage des Personalausweises erworben werden. Der Kurzfilm "Debilitas" wurde bereits auf dem WGT 2003 gezeigt.

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