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Mit dem Dichter Goethe assoziiert die ganze Welt deutsche Sprache, Dichtung und Kultur und das soll der Bandname eigentlich hervorheben. Goethes Erben wollen sich nicht als Erben von irgendjemandem aufführen oder sich auf eine lyrische Ebene zu Goethe und/oder Schiller begeben, sie wollen mit dem Namen provozieren (was ihnen auch immer wieder gelingt, wenn man z.B. an die Titulierung Goethes Erbsen denkt). Durch den Namen „Goethes Erben“ weiß jeder, dass es sich um eine deutsche Gruppe handelt.

1991 erschienen bei Etage Music noch zwei weitere Tapes („Das Schwarze Wesen“ sowie ein Live-Tape des Festival d’Etage).

Im Februar 1992 erschien dann das Debütalbum „Das Sterben ist ästhetisch bunt“ auf Dark Star in der Dreier-Besetzung Oswald, Mindy, Conny. Dieses Debüt stellte den ersten Teil der Trilogie dar.

Conny ist dann relativ schnell wieder ausgestiegen, da es grundsätzlich Probleme hinsichtlich ihrer Lebenseinstellung in Bezug auf Grenzerfahrungen gab. Außerdem standen bei Oswald und Mindy immer die Musik, also Goethes Erben, im Mittelpunkt und alles andere, auch Beziehungen usw., hat danach zu kommen. Das Ende war wohl sehr traurig, da sich beide Seiten nicht sonderlich fair verhalten haben. Was Conny genau macht, wissen die Erben nicht. Sie hat auf alle Fälle nichts mehr mit Musik zu tun und hat geheiratet. Zur Veröffentlichung des Zweitwerkes „Der Traum an die Erinnerung“ im August 1992 war Conny bereits nicht mehr dabei.

Mit dem Erscheinen dieser CD gingen die Erben das erste Mal auf eine zusammenhängende Deutschlandtour und wurden dabei live von Peter Seipt als Gastmusiker unterstützt.

Auf ihrem ersten größeren Festival Weihnachten 1992 wurden sie ab Oktober 1992 erstmalig von dem damaligen „Catastrophe Ballet“-Gitarristen Troy ergänzt, der die Erben bis zur „Kondition: Macht!“ begleitete und auch an der Entstehung des blauen Albums maßgeblich beteiligt war.

Das Mini-Album „Die Brut“ erschien dann bereits im Januar 1993. Im Titelstück geht es um rechtsradikale Gewalt gegen Minderheiten; der Sinn wird durch die militärischen Trommeln noch verstärkt. In „Stilleben“ bekommen wir eine bitterböse, sarkastische Beschreibung eines Schlachtfeldes, welches als Gemälde oder Fotografie dargestellt wird. Man kann es hier ganz gut mit der Sterilität eines Fernsehbildes vergleichen; es gibt keinen Gestank der Verwesung, kein Weinen der Menschen. Man kann schön distanziert und unbeteiligt das Stillleben eines Schlachtfeldes beobachten. „Krieg“ zeigt das Geschehen eines Krieges aus der Perspektive eines Kindes und wie es nun mal die Art von Goethes Erben ist, wurde hier eine leicht veränderte Kinderliedmelodie verwendet.

Damit die Erben nicht falsch verstanden werden, wurden auf dem Cover sämtliche Hakenkreuze, die auf den historischen Fotos waren, wegretuschiert bzw. durch Fragezeichen ersetzt.

Mitte 1993 gingen die Erben mit umarrangierten Stücken der Trilogie in erweiterter Livebesetzung auf Tour. Hierfür arbeiteten sie erstmals mit dem Musikwissenschaftler Vladimir Ivanoff zusammen. Es wurden live erstmalig Violine und Cello eingesetzt sowie mit der Sopranistin Rose Bihler-Shah von Sarband gearbeitet. Im November 1993 wurde ein Mitschnitt dieser Konzertreihe als „Leben im Niemandsland“ veröffentlicht.

Der Abschluss der Trilogie, „Tote Augen sehen Leben“ erschien erst im Februar 1994, obwohl es bereits im Frühjahr 1993 eingespielt wurde.

Die Trilogie erzählt keine Geschichte von einer einzelnen Person, sie ist ein Sammelsurium von verschiedenen Dingen, richtig konkrete Geschichten wurden von den Erben erst live, z.B. bei der „… Niemandsland“, erzählt. Die Trilogie befasst sich mit den Grenz- bzw. Schattenbereichen des Lebens.

Bei „Das Sterben ist ästhetisch bunt“ geht es im weitesten Sinne um das Umfeld des Sterbens eines Menschen. Das letzte Stück des Debüts, „Keine Lösung“ („Es gibt keine Lösung keinen Ausweg keinen Sinn. - Wo liegt die Hoffnung? - Warum geboren - noch nicht tot?“) ist zeitgleich der Beginn des zweiten Albums „Der Traum an die Erinnerung“, welches sich weitestgehend mit Träumen und Erinnerungen beschäftigt. Das Debüt endet und das Zweitwerk beginnt mit einem Alptraum. „Tote Augen sehen Leben“ handelt von der Psyche abseits des Gutbürgerlichen bzw. dem, was man im Allgemeinen als „normal“ bezeichnet.

Nach der Trilogie haben die Erben mit dem Gedanken gespielt, nur noch für sich alleine im Proberaum Musik zu machen. Die Band wurde mit Polemik und Kritik nur so beschossen und allein die immense Resonanz der Fans hat die beiden weitermachen lassen. Der Grundtenor der Fans ist, dass ihnen Goethes Erben etwas bedeutet und dass es ihnen irgendwie hilft, sich selbst besser zu verstehen. Diese Resonanz ist den Erben enorm wichtig. Sie gibt die Kraft für neue Taten.

Im August desselben Jahres wurden die ersten beiden Tapes in Form des „1. Kapitel“ auf CD und Vinyl erneut der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Erben wurden immer wieder gefragt, ob sie die längst vergriffenen Tapes wieder veröffentlichen könnten und diesem Wunsch der Fans wurde mit dem „1. Kapitel“ entsprochen.


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